Islam & Umwelt- und Tierschutz

„In Verantwortung vor Gott, den Mitmenschen und den anderen Lebewesen, hat der Mensch den Erwerb vom Lebensunterhalt und die Kultivierung der Erde gemäß den Geboten der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Ausgewogenheit zu betreiben. Dabei ist der Umweltschutz sowohl Mittel zum Zweck als auch Ziel an sich.“

 

Der Umwelt- und Tierschutz ist im Islam und in seinen Urquellen fest verankert. Einerseits wird er direkt angesprochen und zum anderen lässt er sich aus im Islam feststehenden Prinzipien ableiten. Zu diesen Prinzipien zählen das Prinzip der Gerechtigkeit, der Ausgewogenheit sowie das der Barmherzigkeit. Wir wenden unsere Aufmerksamkeit zunächst den Quellen zu, welche den Umwelt- und Tierschutz direkt thematisieren.

Zunächst einmal werden die Menschen im Koran angesprochen, dass alle Lebewesen Gemeinschaften bilden, die Gott preisen – es ist jedoch der Mensch, der sich hierzu bewusst entschließen kann. Wer sich als Teil eines Ganzen fühlt, wird nicht andere Teile des Ganzen angreifen, da dies als Angriff auf sich selbst gewertet werden würde.

 

„Die sieben Himmel und die Erde und alle darin lobpreisen Ihn; und es gibt nichts, was Seine Herrlichkeit nicht preist; ihr aber versteht deren Lobpreisung nicht…”Quran 17:44

„Es gibt kein Getier auf Erden und keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften wären so wie ihr…”Quran 6:38

 

Der Prophet Muhammed (saw) wurde gefragt. „O Gesandter Gottes, gibt es einen Lohn dafür, wenn man gut zu Tieren ist?“ Der Prophet Muhammed (saw) antwortete:

„Es gibt einen Lohn für jedes lebendige Wesen, dem Gutes getan wird.”Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim

 

Unter den Eigenschaften die Gott tadelnd im Koran erwähnt, zählt die Zerstörung des Ackerlandes, wie auch die Gefährdung der Nachkommenschaft:

„…wenn er sich abwendet, bemüht er sich, überall auf der Erde Unheil zu stiften, und vernichtet das Ackerland und die Nachkommenschaft. Und Gott liebt das Unheil nicht.”Quran 2:205

 

Der Gesandte Allahs (saw) sagte:

„Allah hat euch in allem die Güte geboten…wenn ihr also schlachtet, so schlachtet sanft. Wenn einer von euch ein Tier zu schlachten hat, so soll er zuerst seine Klinge schärfen und das Tier gut beruhigen.“Sahieh Muslim

 

Ibn Abbas (ra) erzählt, dass ein Mann eine Ziege auf die Seite legte und dann sein Messer zu schärfen begann. Als der Prophet (saw) dies sah, sagte er:

„Willst du sie zwei Mal töten? Warum hast du dein Messer nicht geschärft, bevor du sie auf die Seite legtest?“

Umar (ra), der zweite Khalif (ra), sagte:

„Bei Dem, der Mohammed (saw) mit der Wahrheit entsandte, wenn ein Kamel an den Ufern des Euphrates umkäme, so würde ich fürchten, dass Gott mich dafür zur Rechenschaft ziehen würde.“Tabari 14: 105 – 106

 

Die Umwelt ist Mittel zum Lebensunterhalt und muss folglich erhalten werden

„Und die Erde haben Wir ausgedehnt und darauf feste Berge gesetzt, und Wir ließen alles auf ihr wachsen, was ausgewogen ist. Und Wir schufen darauf Mittel zu eurem Unterhalt und zum Unterhalt derer, die ihr nicht versorgt.”Quran 15:19-20

 

„Er ist es, Der für euch alles, was auf der Erde ist, erschuf.“2:30

 

Der Prophet Muhammed (saw) sagte: „Wenn irgendein Muslim einen Baum pflanzt oder einen Acker besät, und ein Mensch, ein Vogel oder ein Tier isst davon, so wird es von ihm als ein Almosen anerkannt.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)

 

Die Einstellung des Islam bezüglich der Landwirtschaft erläuterte Ali ibn Abi Talib (ra), der vierte Khalif, einem Mann, der aufgegebenes Land bebaut und urbar gemacht hatte: „Habe glücklichen Anteil daran, solange du ein Bringer von Nutzen bist, kein Plünderer; ein Kultivierer, kein Zerstörer.” (Yahya ibn Adam al-Qurashi in Kitab al-Kharaj)

 

Fazit: Umweltzerstörung ist letztlich die Folge dessen, dass sich Menschen von göttlichen Prinzipien abwenden

 

„Sichtbar ist das Unheil an Land und auf dem Meer infolge der üblen Taten, die die Menschen begangen haben. Gott lässt sie auf Erden etwas von den Folgen ihrer Werke erleiden, auf dass sie reumütig davon ablassen.“30:41

 

Der Quran & der Prophet Muhammad (saw) über die Prinzipien der Gerechtigkeit, Ausgewogenheit, Barmherzigkeit & das Prinzip der Qualität

 

Gerechtigkeit

 

„Wehe den das Maß Kürzenden, die, wenn sie sich von den Menschen zumessen lassen, sich volles Maß geben lassen, wenn sie ihnen aber zumessen oder wägen, Verlust zufügen. Glauben jene nicht, dass sie auferweckt werden zu einem gewaltigen Tag, am Tag, da die Menschen sich um des Herrn der Weltenbewohner willen aufstellen werden?“83:1-6

 

„Und aus euch soll eine Gemeinde werden, die zum Guten einlädt und das gebietet, was Rechtens ist, und das Unrecht verbietet; und diese sind die Erfolgreichen.“3:104

Über das Gebot der Ausgewogenheit und dem Verbot von Ressourcenverschwendung

Das Prinzip der Gerechtigkeit beinhaltet auch ein Verbot von jeglicher Verschwendung, denn Gerechtigkeit bedeutet auch immer Ausgewogenheit:

 

„O ihr Kinder Adams! Zieht euch für jede Gebetsstätte schön an und esst und trinkt, aber schweift nicht aus. Siehe, Er liebt die Ausschweifenden nicht.“7:31

 

Es wird berichtet, dass der Prophet (saw) an seinem Gefährten Sad vorbeikam, der sich zum Gebet wusch und sagte: „Was ist das für eine Vergeudung, oh Sad?“ „Gibt es sogar Vergeudung, wenn man sich zum Gebet wäscht?” fragte Sad, und er sagte: „Ja, sogar wenn du an einem fließenden Fluss bist.” (Ibn Majah)

 

Der Prophet Muhammed (saw) sagte:

„Es soll keinen Schaden und keine Zufügung von Schaden geben.”Al-Hakim

 

Qualität in allen Dingen und im Speziellen im Bereich der Nahrung

 

Der Prophet Muhammed (saw) sagte:

„Allah liebt, wenn einer von euch etwas tut, dass er es auf beste Weise vollzieht.“Abu Yala

„Esst von den guten Dingen, mit denen Wir euch versorgt haben.“20:81-82

„…er soll sehen, welche ihre reinste Speise ist, und euch davon eine Versorgung bringen…“18:19

 

Barmherzigkeit als umfassende Philosophie

 

Der Prophet Muhammed (saw) wird durch den Quran als „…Barmherzigkeit für alle Welten…” (Quran 21:107) beschrieben.

 

„Helft einander zur Güte und Gottesfurcht, aber helft einander nicht zur Sünde und feindseligem Vorgehen, und fürchtet Allah! Allah ist streng im Bestrafen.“5:2

 

 

Werte, Religion & Tagespolitik

 

Dass Werte in Tagespolitik umgewandelt wurden und letztere dann auch als religiös begründet galten, wird u.a. dadurch demonstriert, dass Umar ibn Al- Khattaab, der zweite Kalif, als er erfuhr, dass ein alter jüdischer Mann aufgrund von Alter und Bedürftigkeit bettelt, ihn zur muslimischen Staatskasse führte und befahl, dass man ihn und Seinesgleichen ausreichend versorgen solle. Begründet hat er dies mit dem universellen Wert der Gerechtigkeit.1

  1. Vgl. Abu Yusuf: Al-Kharadsch. In: Mourad, Rami: Multireligiöse Gesellschaft und Integration im Osmanischen Reich. Heidelberg: Europäische Gesellschaft für Friedensforschung und Dialog zwischen den Kulturen e.V., 2003, S.109. []