Propheten

Bereits sprachen wir von der Unfähigkeit des Menschen, Gott beschreiben zu können (Einführung in die Bekenntnisinhalte). Für eben diese Beschreibung sah Gott vor, Propheten zu entsenden, welche Seine Offenbarung an die Menschen weitergeben. Allah will aus Seiner Barmherzigkeit und Seinem Rechtleitungs- Willen heraus, uns den Lebensweg unter all den uns angebotenen führen, der Sein Wohlgefallen erlangt.

Eine authentische Überlieferung besagt, dass es über 124000 Propheten gab und 315 Gesandte unter ihnen. (Ahmad)

 

Der Unterschied zwischen einem Propheten und Gesandten

 

Oftmals hört und liest man zweierlei Begriffe; Propheten und Gesandten – und fragt sich, worin nun der Unterschied zwischen beiden besteht.

Das Wort „Prophet“ ist eine Wiedergabe vom arabischen Wort „Nabiy“. Das Wort „Nabiy“ wird aus dem Wort „Naba“ hergeleitet. „Naba“ bedeutet „Nachricht“, „Botschaft“. Ein „Nabiy“ ist also ein von Allāh „Benachrichtigter“ und „Benachrichtiger“ für die Menschen. Er prophezeit zukünftige Ereignisse und informiert über das Jenseitige über den Weg der Offenbarung, die Allāh der Gnadenreiche ihm zuteil werden lässt.

Ebenfalls sehen einige arabische Sprachwissenschaftler eine Verbindung zum Wort „Nabwa“, was „hohe Ebene“ bedeutet. Araber benutzten damals das Wort „Nabiy“ auch für eine hohe Ebene, an der man sich während einer Reise orientierte. Ebenfalls geben uns die Propheten auf unserer Lebensreise Führung.

Alle Gesandten waren auch Propheten. Doch nicht alle Propheten waren auch Gesandte.Ein Gesandter, arabisch „Rasuul“, ist noch zusätzlich mit neuen anordnenden Offenbarungen geehrt, die er an die Menschen weitergeben soll. Ein Prophet hingegen bestätigt die Anordnungen des Gesandten der vor ihm kam, ohne neue verkünden zu müssen.

 

Die Botschaft aller Propheten und Gesandten

 

Und Wir schickten keinen Gesandten vor dir, dem Wir nicht offenbart haben: ,Es ist kein Gott außer Mir, darum dient nur Mir.21:25

Das Wissen, wie wir Gott dienen sollen, gab Gott selbst den Propheten mit, deswegen sollen wir uns diesen Propheten in ihrer Lebensführung anschließen:

Und ich verlange von euch keinen Lohn dafür; mein Lohn ist allein beim Herrn der Welten. So fürchtet Allah und gehorcht mir.26:109-110

Im Vorangegangenen wurde eine weitere besondere Eigenschaft der Propheten erwähnt. Sie wollten von den Menschen keine Belohnung oder Gegenleistung. Im Gegenteil, ihre Botschaft brachte ihnen immer auch Feindschaft von Gegnern und ein unbequemes Leben.

 

Beschreibung der Propheten

 

Die nächsten Ājāt geben und eine ausführliche Beschreibung der Propheten:

Wir erwählten sie und leiteten sie auf den geraden Weg.

Das ist die Rechtleitung Allāhs, damit leitet Er von Seinen Dienern, wen Er will. Hätten sie aber etwas anderes angebetet, wahrlich, all ihr Tun wäre für sie fruchtlos geblieben.

Diese sind es, denen Wir die Schrift gaben und die Weisheit und das Prophetentum. Wenn diese das aber leugnen, so vertrauen Wir es einem Volke an, das es nicht leugnet. Das sind jene, die Allāh rechtgeleitet hat- so folge ihrer Rechtleitung.

Sprich: ,Ich verlange von euch dafür keinen Lohn. Es ist ja nichts anderes als eine Ermahnung für die Welten‘.

Sie haben Allāh nicht richtig nach Seinem Wert eingeschätzt, wenn sie sagen: ,Allāh hat keinem Menschen irgendetwas herab gesandt.6:87-91

Allāh erwähnt in diesen Ājāt dass die Propheten die Auserwählten, die Besten von allen Menschen sind. Sie bekamen die Rechtleitung von dem Allerbarmer. Sie empfingen Schriften und Allāh gab ihnen Urteilsvermögen und Weisheit. Deswegen wird auch dazu aufgefordert, den Propheten zu folgen.

Zuletzt heißt es, dass diejenigen, die den Glauben an Propheten zurückweisen, einen schweren Mangel an ihrem Gottesbild haben. Wenn man vom Schöpfer meint, dass Er uns geschaffen hat so wie wir sind: Mit all unseren Fragen und Sehnsüchten. Fragen nach dem:

  • Woher wir kommen
  • Wie wir unser Leben führen sollen
  • Was nach dem Tod passiert und
  • Letztendlich warum das alles

Wenn man glaubt, dass Er uns Sehnsüchte gegeben hat die nach Antworten und Trost verlangen und dann keine Botschafter geschickt hat um uns in unseren Fragen und Sehnsüchten zu führen- dann bedeutet das, dass man über Gott denkt, Er ignoriert uns und überlässt uns unserem Leid. Dann leugnet man Seinen barmherzigen Willen, den Menschen Führung und Rechtleitung zu schenken.

Es heißt dazu in einer rhetorischen Frage im Qur`ān:

Meint der Mensch etwa er würde sich selber überlassen sein?75:36

So ist der Glaube an von Gott gesandte Propheten unverzichtbarer Teil des Islāms.

Jeder der nicht an die Wahrhaftigkeit der Propheten glaubt oder auch nur einen von ihnen ablehnt, ist im Sinne des Islāms, nicht rechtgläubig, da er einen Entsandten Gottes zurückwies.

 

Alle Propheten waren Gottergebene

 

Alle Propheten, Allāhs Frieden und Segen sei auf ihnen allen, und alle Menschen, die ihnen gefolgt sind, waren Muslime, Allāh dem Schöpfer Ergebene. Darunter Ādam, Nūħ- Noah, Mūsā- Moses, Jūsūf- Josef, Dawūd- David, Ísā- Jesus und all ihre Anhänger bis Muħammad (saw) mit seiner Gefolgschaft.

Es wäre falsch das Wort Muslim nur auf Anhänger Muħammads (saw) zu beziehen, denn all diejenigen, die ihren damaligen Propheten anerkannten und ihm Folge leisteten, waren Muslime, zu Deutsch: „Gottergebene“!

Ebenfalls ist es falsch, heutige Muslime als „Mohammedaner“ zu bezeichnen, dies taten auch nie einsichtige Muslime seit der Zeit Muħammads saw, denn Muslime folgen der zeitlosen Botschaft Gottes, die sich nicht veränderte, von Anfang der Menschheit, bis zum heutigen Tag.

Abgesehen davon, dass die Propheten Offenbarung empfangen, verkündet und selbstverständlich selber demgemäß gelebt haben, sind sie gewöhnliche Menschen wie wir:

Sprich: „Ich bin nur ein Mensch wie ihr, doch mir ist offenbart worden, dass euer Gott ein Einziger Gott ist. Möge denn derjenige, der auf die Begegnung mit seinem Herrn hofft, gute Werke tun und keinen anderen einbeziehen in den Dienst an seinem Herrn.18:110

Muħammad (saw) ist kein Gründer einer neuen Religion, genau wie Ādam, Nūħ, Mūsā, Jūsūf, Dawūd und Ísā keine neue Religion gegründet haben (der Frieden und Segen Allāhs sei auf allen Propheten). Er bestätigt, dass die vorherigen Propheten wirklich von Gott gesandt worden sind und Seine Botschaft verkündeten. Er überbringt den Menschen lediglich die letzte Offenbarung Gottes, die bis zum letzten Tag ihre Gültigkeit haben soll. Bis zum dem Tag des Gerichts wird kein Prophet mehr kommen um neue Offenbarungen zu verkünden.

 

Über Muħammad saw und die Offenbarung des Qur`āns

 

In diesem Kapitel werden wir u.a. über die Gesandtschaft Muħammads (saw), den Beginn der Offenbarung, die Art der Herabsendung des Qur`āns, wie es dem Propheten (saw) beim Empfang der Offenbarung ging und Offenbarungsanlässe sprechen.

 

Der letzte Prophet

Beginnen wir mit der Gesandtschaft Muħammads (saw). Er ist in der Kette der Propheten der letzte:

„Muħammad ist nicht der Vater eines eurer Männer, sondern der Gesandte Allāhs und der letzte aller Propheten, und Allāh besitzt die volle Kenntnis aller Dinge.“ (33:40)

Was Muħammad (saw) vor allem auszeichnet ist, dass er der letzte gesandte Prophet ist und seine Offenbarung, die ihm mitgegeben wurde, bis zum Ende der Zeit gültig bleiben wird. Er wird als Barmherzigkeit an alle Welten beschrieben:

Und Wir entsandten dich nur aus Barmherzigkeit für alle Welten.21:107

„Alle Welten“ umfasst auch die Generationen die nach Muħammad (saw) leben sollten.

 

Muħammad vor seiner Berufung

Muħammad (saw) war schon vor seiner Gesandtschaft seiner natürlichen Veranlagung treu und betete nie Götzen an. Er dachte viel über den Schöpfer und die Schöpfung nach und war auch im weltlichen Treiben nie versunken.

Er beschäftigte sich nicht mit Poesie, Philosophie, oder Politik. Aber er war immer um seine Mitmenschen besorgt und er setzte sich für Gerechtigkeit und sozialen Frieden ein. Zwei Beispiele geben hierfür:

Als junger Mann, noch vor seinem 25. Lebensjahr, gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des „Ħilful Fuđūl“. eines Zusammenschlusses, der sich um die Rechte der Unterdrückten und Schwachen kümmern wollte. Übrigens war auch Abū Bakr (ra), der edelste Gefährte des Propheten (saw) bei der Bildung dieses Bundes beteiligt. In den Jahren seines Prophetentums sagte der Gesandte Gottes (saw) über diesen Bund, dass dieser Bund ihm lieber wäre als eine Herde Kamele und das er dem Ruf eines solchen Bundes auch nun, in der Zeit des Islāms, folgen würde.

Ein anderes Ereignis gibt uns auch einen tieferen Einblick in den Charakter Muħammads (saw). Der Hauptclan Mekkas, die Qureisch mit ihren einzelnen Stämmen, beschloss die Kabah zu restaurieren. Die Kabah ist der Bau, den einst Ibrahīm- Abraham- zur Verehrung des einen Gottes errichtete. Gegen Ende der Arbeiten entstand beinahe ein Stammeskrieg. Der Streitpunkt war nur, wer die Ehre haben sollte, den besonderen schwarzen Stein der zur Kabah gehört, wieder zu seinem Platz einzufügen, aber es schaukelte sich hoch. Schließlich machte jemand den Vorschlag, dem ersten, der die Moschee betritt, das Urteil zu überlassen. Nun können wir vielleicht ahnen, wem diese Last der Entscheidung zukam. Es war Muħammad (saw) der als erster die Moschee betrat. Die Mekkaner waren sehr zufrieden darüber. „Es ist Al- Amin – der Vertrauenswürdige – sagten sie. Und dieser Name ist wohl die Essenz seines Charakters. Muħammad (saw) entschied so, dass alle teilhaben und zufrieden sein konnten. Er lies sich einen Umhang bringen und legte mit eigenen Händen den Stein darauf. Dann forderte er Vertreter von jedem Stamm auf, an einer Seite des Tuchs mit anzufassen und den Stein gemeinsam hochzuheben und als der Stein angehoben war, platzierte er ihn an seinem ursprünglichen Platz.

Muħammad (saw) zog sich gerne zurück um sich zu besinnen und seine Gedanken dem Schöpfer zu widmen. Dazu ging er oft in die Höhle Hiraa, in der nähe Mekkas die an einem Berg gelegen war, Dschabal An- Nūr, dem „Berg des Lichts“. Dies tat er sehr oft in den drei Jahren vor seiner Berufung. Ein halbes Jahr bevor er Offenbarung empfing, begann er Träume zu bekommen, die sich immer bewahrheiten würden. Dies ließ ihn noch mehr die Einkehr suchen.

 

Der Beginn der Offenbarung

Aischa (ra) berichtet: „Das erste, womit bei Allāhs Gesandtem (saw) die Offenbarung begann, war der wahre Traum während des Schlafs. Dann wurde in ihm der Wunsch nach einem einsamen Ort stark und er zog sich dann gewöhnlich in die Höhle Hiraa bei Mekka zurück. Dort widmete er sich dem Gottesdienst während einer Anzahl von Nächten, bevor er sich zu seiner Familie begab und sich für die Rückkehr wieder mit Proviant versah. Dann kam die Wahrheit zu ihm, während er in der Höhle Hiraa war. Der Engel kam zu ihm und sagte: „Iqra`!“- Lies, Trage vor! Er sagte: „Ich kann nicht lesen…“ Der Prophet (saw) berichtet weiter: „Der Engel nahm mich in seinen Armen und drückte mich bis zur Erschöpfung, ließ los und sagte dann: „Lies!“ Wieder antwortete ich: „Ich kann nicht lesen.“ Dann nahm mich der Engel ein zweites Mal in seinen Armen und drückte mich bis zur Erschöpfung, ließ los und sagte dann: „Lies!“ Und wieder antwortete ich: „Ich kann nicht lesen!“ Dann nahm er mich wieder und drückte mich bis ich erschöpft war und befahl mir dann zu lesen:

Lies im Namen deines Herrn, Der erschuf.

Er erschuf den Menschen aus einem Blutklumpen.

Lies; denn dein Herr ist allgütig,

Der mit dem Schreibrohr lehrt,

lehrt den Menschen, was er nicht wusste.96:1-5

Muħammad (saw) wiederholte dann die Ājāt. Später sagte er dazu: „Es war mir so, als ob diese Worte in mein Herz geschrieben wurden.“

Sein Herz schlug stark und er lief ehrfurchtserfüllt zu seiner Frau und sagte „Bedecke mich, bedecke mich!“

Sorgenvoll erzählte er ihr alles was vorgefallen war. Khadīdschah (ra) beruhigte und bestärkte ihn: „Niemals wird Allāh dir unbarmherzig sein. Du pflegst die Verwandtschaftsbande, hilfst den Schwachen, gibst den Armen und Bedürftigen, behandelst deine Gäste großzügig und bist standhaft, wenn es um die Wahrheit geht.“

Von hier an begann das Leben Muħammads (saw) als letzter Gesandter des Schöpfers der Welten an die Menschheit.